Verrenberg HistorischGöpel in Verrenberg



Was ist ein Göpel und wozu wurde er eingesetzt?

In der Landwirtschaft wurde er z. B. zum Antrieb von Dreschmaschinen oder Ölmühlen eingesetzt. Sie wurden von Menschen, Ochsen oder mit den zugkräftigeren Pferden als Zugtiere betrieben. Dabei wurden die Tiere im Kreis herumgetrieben.

Da es aus Verrenberg kein Bild zu einem Göpelplatz gibt, hier ein Beispiel aus Diebach
Göpelplatz aus Diebach

Was ist zu Göpel in Verrenberg bekannt?

Aktuell gibt es vier Höfe in Verrenberg, wo der Einsatz von Göpel dokumentiert ist.


Gebäude Nr.2
Im Schätzungsprotokoll (Feuerversicherung) von 1896 wird zur Scheune folgendes bemerkt:
Der Göpel befindet sich im Freien, er wurde der Versicherung ausgenommen
1 Dreschmaschiene ohne Putzaggregat Anschlag 125M
1 Futterschneidmaschiene Anschlag 50M



Gebäude Nr.23
Im Schätzungsprotokoll (Feuerversicherung) von 1896 wird zur Scheune folgendes bemerkt:
1 freistehende Futterschneidmaschiene
1 Lederriemen 8,10m lg 60mm brt
(der Göppel steht im Freien)



Gebäude Nr.26
Im Schätzungsprotokoll (Feuerversicherung) von 1896 wird zur Scheune folgendes bemerkt:
Eine freistehende Futterschneidmaschiene
1 Lederriemen 15.70mlg 60mm brt
(Der Göppel befindet sich im Freien)



Gebäude Nr.38 - die Ölmühle
Über diese Ölmühle ist kaum etwas bekannt. Sie wurde 1833 erstmals erwähnt und vermutlich um 1850-52 abgerissen.
Auch wenn hier kein Göpel erwähnt ist, so ist aufgrund der Lage ein Antrieb mit Wasser- oder Windkraft auszuschliesen. Es kommt eigentlich nur der Einsatz eines Göpel in Frage.


Haus 55
Im Schätzungsprotokoll (Feuerversicherung) von 1896 wird zur Scheune folgendes bemerkt:
Der Göppel befindet sich im Freien, die Dreschmaschiene ist fahrbar
Hier eine Skizze des Hofes aus dem oben genannten Schätzungsprotokoll:
Skizze Hof 55 in Verrenberg - 1896

Haus 56
Im Schätzungsprotokoll (Feuerversicherung) von 1896 wird zur Scheune folgendes bemerkt:
Der Göppel befindet sich im Freien
1 Dreschmaschiene mit Putzapperat Anschlag 200M
1 Futterschneidmaschiene Anschlag 80M
1 Lederriemen 31.00lg 60mm brt Anschlag 50M

Hier eine Skizze des Hofes aus dem oben genannten Schätzungsprotokoll:
Skizze Hof 56 in Verrenberg - 1896



In der Beschreibung des Oberamts Künzelsau von 1883 findet sich zum Göpel folgendes:
An Dreschmaschinen ist kein Mangel. Wir finden Handdreschmaschinen, die aber von Jahr zu Jahr abgehen, weil die Arbeit sehr beschwerlich ist; wir finden Dreschmaschinen mit Göpelbetrieb und auch Dampfdreschmaschinen, die im Herbst von größeren Grundbesitzern gerne gemiethet werden.
Auch an Futterschneidmaschinen ist der Bezirk reich, es sind theils solche, die mit der Hand getrieben werden können, theils solche, die an den Göpel angehängt werden.




Ein Interview mit Hermann Ungerer zeigt, dass es im Ort wohl noch viel mehr Maschienen gab, die mangels Göpel durch Muskelkraft angetrieben werden mussten.
Hermann Ungerer erzählt in einem Interview über alte Zeiten - 1994
Im Buch "So war's im Winter. Erinnerungen an die kalte Jahreszeit auf dem Land im schwäbisch-fränkischen Raum" aus dem Jahr 1994 erzählte Hermann Ungerer von seinem Großvater folgendes:

Mein Großvater hat 1898 schon eine Dreschmaschine gekauft. Da mußten vier Mann drehen!
Da gab's noch keinen Göpel damals. Er hat dann zwei oder drei Jahre darauf einen Göpel
gekauft. Aber zuerst mußten vier Mann drehen. Die Dreschmaschine ist 1945 erst verbrannt,
wo der Ami gekommen ist. Bei der sind die Spreu und die Körner unten 'raus gefallen, das
waren nur hinten Stifte und vorne drei Schüttler. Da mußte man wieder putzen. Dafür haben
wir eine Putzmühle gehabt, die ist noch an den Strom drangekommen in meiner Zeit, aber
ganz früher ist sie auch von Hand gedreht worden.

Ich weiß noch, mein Großvater, wo der dann den Göpel gekauft hat zum Dreschen, da hat ihm
der Verkäufer in Öhringen versprochen, daß zwei Kühe den Göpel ziehen zum Dreschen. Wo
sie dreschen wollten, haben die Kühe nach einer halben Stunde dagestanden und haben nicht
mehr ziehen können und haben die Zunge 'rausgehängt und
haben gehechelt. Da ist er nach Öhringen gelaufen, und sagt zu dem, er soll das Gelump
wieder holen, die Kühe ziehen das nicht! Da hat der Chef gesagt, er soll nur wieder
heimgehen, er schickt einen 'raus -das geht. Da ist er wieder heimgelaufen. Eine Stunde drauf
ist einer gekommen mit einem Rucksack und Spazierstöckle und hat so ein kleines Zahnrädle
hinten drüben am Spazierstöckle gehabt. Dann hat der an dem Göpel oben das eine Zahnrädle
'raus gemacht und ein anderes Zahnrädle 'rein gemacht, da ist das anders übersetzt gewesen,
da haben die Kühe den Göpel gezogen. (lacht) Da hat mein Vater oft erzählt, früher, wenn sie
heimgekommen sind von der Schule, da sind sie gerade ins Haus 'rein, die Bücherranzen in
alle Ecken und die Kühe und Göpel hinten nachlaufen, daß die gleichmäßig gelaufen sind.

 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869