Verrenberg HistorischDie letzte Kuh in Verrenberg - 2002

Der Volksmund unterteilte in früheren Zeiten die Bewohner in Verrenberg in Geissen-, Kuh- und Pferdebauern, was ihre soziale Stellung im Ort markierte.

Nach dem 2.Weltkrieg beschleunigte sich eine Entwicklung, die sich bereits zuvor angebahnt hatte. Der bäuerliche Charakter des Ortes verflog immer mehr ...
Damit ging auch vieles verloren, was zuvor über Jahrhunderte prägend war.

Jahrhundertelang wurden im Ort Kühe gehalten. Sie dienten als Fleisch- und Milchlieferant, als tierische Arbeitskraft.
Im Juli 2002 ging diese Ära zu Ende, die letzte Kuh verschwand aus Verrenberg.

Der folgende Artikel aus der "Hohenloher Zeitung" von Bodo Mezger erschien am 25.07.2002:

Letzte Kuh in Verrenberg Jahrhunderte lang prägte das Muhen der Kühe, jahrzehntelang das monotone Surren der Melkmaschinen die Geräuschkulisse der Hohenloher Bauerndörfer. In Verrenberg sind sie gestern verstummt. Die letzten acht Milchkühe im Ort traten ihren letzten Gang zum Schlachter an.

"Ich war mit meinen Gedanken die ganze Nacht im Stall, hab' kaum geschlafen", sagt Landwirt Fritz Hofmann mit belegter Stimme und greift ein letztes Mal nach der Melkmaschine. Seine Frau Renate winkt ab und seufzt. Der Abschied von ihren Tieren fällt dem Ehepaar sichtlich schwer.

Für die Hofmanns ist es ein trauriger Tag. Auch einer der beiden Söhne ist gekommen, um von den Kühen Abschied zu nehmen, um ein letztes Mal im Stall mitzuhelfen. Bis gestern war der Fritz Hofmann letzter verbliebener Rinderhalter in Verrenberg. Zehn Milchkühe, mit Namen Maike, Martina oder Nolle, dazu "immer so um die 15 Kälber ", hatte der 63-Jährige im Stall stehen.

Das ganze Leben hatte er die Kühe gefüttert und gemolken. Auf der Hofstelle im Verrenberger Ortskern aufgewachsen, ging Fritz Hofmann schon mit zehn Jahren "zum Schaffen und Melken" zum Nachbarn. "1948, bei der Währungsreform, da waren wir noch 48 Rinderhalter und Milchlieferanten in Verrenberg", erinnert sich Hofmann, da hatten auch der Schmied und der Schreiner noch ihre Kuh im Stall".

Aber in den letzten 30 Jahren seien es immer weniger Rindviecher geworden. Vor allem um 1971, als das Milchhäusle zugemacht wurde und die Milchtankwagen Einzug hielt, hätten viele Kollegen aufgehört, weil sie nicht mehr in die Kühlung investieren wollten.

"Eigentlich wollte ich noch zwei Jahre machen, bis ich 65 Jahre bin. Das hätte gerade gepasst", sagt der Nebenerwerbs- aber Vollblutlandwirt, der seit über 20 Jahren "nebenher in's Gschäft" ging. Doch dann machte ganz plötzlich die Gesundheit nicht mehr mit. "Der Doktor hat's mir ins Gesicht gesagt, dass ich besser aufhören soll." Da die drei Kinder andere Berufe ergriffen, beziehungsweise in andere Bauernhöfe eingeheiratet haben, fiel für Fritz Hofmann und seine Frau die Entscheidung: "Wir hören auf." Die Äcker wurden im Frühjahr verpachtet und das Vieh nach und nach abgebaut.

Bis gestern, als der Schlachter die letzten acht Kühe holte. Zwei Kälber schlachten Friedrich Hofmann und seine Frau Renate noch für sich und die Familie, zwei trächtige Kühe gehen in den Stall der Familie von Sohn und Schwiegertochter. Still und leer und ist dann der Stall. Eine Epoche ist zu Ende.
 

Quellennachweis.

www.stimme.de Artikel: "im Dorf ist das letzte Muh verklungen" von Bodo Mezger am 25.07.202