Der Mensch in früheren Jahren war noch viel stärker den Kräften der Natur ausgeliefert. Wenn die eigene Existenz von guten Ernten abhängt, wenn
Missernten zum Hungern führen werden Schicksale geschrieben, die sich ein moderner Bürger kaum noch vorstellen kann.
Diese Auflistung kann nur sehr lückenhaft sein, da es zu diesem Thema oft keine oder nur sehr mangelhafte Aufzeichnungen gibt. Daher werden auch
Aufzeichnungen aus den Nachbarorten mir betrachtet.
1250 - 1450 wird das Klima in unseren Breiten als fast subtropisch bezeichnet. Sollte dies stimmen, würde es auch
den Reichtum der Gemeinde zu dieser Zeit mit erklären, da dies dem Ertrag aus dem Weinbau entsprechend zu gute kam.
1392 heist es: Ulrich Schultheiß, Bürger zu Hall, verkauft der Gemeinde Verrenberg die Vogtgült und das Gericht.
Die Gemeinde erwarb mit diesen besondern Rechten, einen für die Machtverhältnisse dieser Zeit ungewöhnlichen Freiraum.
1430-39 Dekade in Europa mit sehr kalten und langen Wintern und nassen Sommern. Führte zu großen Hungersnöten.
Im Jahre
1540 fand nach Überlieferung eine außergewöhnliche Hitze in Europa statt, die von März bis
September dauerte, insbesondere aber eine extreme Trockenheit und eine große Wassernot verursachte. In Basel habe man teilweise zu Fuß den
Rhein überqueren können. In Schaffhausen wurde berichtet, Kinder seien zur Weihnachtszeit im Rhein geschwommen. Zahlreiche Brände haben ganz
Europa verschleiert
Ein Zeitgenosse schildert das so:
"In diesem 1540jahr ist den gantzen sommer eine beständige wärme und dürrung gewesen, also daß heu und grummet, gemüß und
andere sommerfrucht dahinden blieben; aber hingegen viel korns und eine große anzahl trefflichen starcken weins erwachsen,
daß das fuder ausbündigen guten weins 10, auch 11 und 12 fl. golten. Gutes, fruchtbares Jahr, im Sommer so große Hitze, daß die
Erde birst und man den Rhein an manchen Orten durchreiten kann. Am 5. April blühen die Reben um Johanni reifen die Trauben.
Am 24. August beginnt die Weinlese. Da man hierbei die durch zu große Hitze vertrockneten Trauben hängen läßt und diese
durch späteren Regen wieder aufquellen, herbstet man zweimal. Der zweite Wein wird noch besser als der erste. Im Oktober
zum zweiten Mal Kirschen. Bäume blühen im Herbst nochmals und setzen Früchte an, die nicht mehr reif werden. Viel Wein ganz vorzüglicher Qualität."
1551 wird in Bitzfeld von einem besonders strengen Winter berichtet.
1570 die Gemeinde Bitzfeld wird von einer schlimmen Hungersnot gezwungen, zusammen mit Rappach, Bretzfeld und Scheppach ihre jährlichen Zinseinnahmen von 60 Gulden,
die ein Kapital von 600 Gulden abwarf, an den Brackenheimer Spitalmeister Peter Löffler zu verkaufen, um Getreide zur Linderung der schlimmsten Not zu erwerben.
1589 wird von einem schweren Hochwasser in Öhringen berichtet.
1590-1600 wird in Bitzfeld von zehn schlechten Ernten hintereinander berichtet.
1607, 1616 und 1698 wird in Bitzfeld von besonders strengen Wintern berichtet.
1625-26 "... als auch die Pest sich eingestellt hatte. An ihr waren in Oehringen 1625-26 780 Personen gestorben, in Ingelfingen 156, in Weikersheim 192."
Quelle: Fischer, Adolf: Geschichte des Hauses Hohenlohe. 2,1; Seite 55
Am
17.07.1627 wird in Öhringen von einem schweren Gewitter berichtet. Der Hagelschlag beschädigte den Blasturm der Stiftskirche.
1634-35 "Der Winter 1634-35 brachte abermals die Pest, und es klingt fast unglaublich, daß in Oehringen um diese Zeit 1131, in Neuenstein 1100, in Forschtenberg 600, in Waldenburg 452,
in Weikersheim in zwei Jahren 596 Menschen starben."
Quelle: Fischer, Adolf: Geschichte des Hauses Hohenlohe. 2,1; Seite 69
Am
24.11.1691 wurde in der Grafschaft Hohenlohe ein heftiges Erdbeben wahrgenommen. Zeitgenössische Berichte über die Erschütterung liegen etwa aus Langenburg und Kirchberg vor.
Waldenburg, Mittags um 15 - 16 Uhr: Der "
starke Turm" hat sich bewegt, so dass die Glocken angeschlagen haben.
1708/09. Der Winter gilt als der kälteste der vergangenen 500 Jahre in Europa. Die anhaltende Kälte verursachte im Folgejahr Missernten, Teuerung und Hungersnot in vielen Teilen Europas
1709 wird in Bitzfeld von einem extrem strengen Wintern berichtet, der noch kälter als 1607, 1616 und 1698 war (berichtet vom Bitzfelder Schultheiß Leonhard Conradt).
1739/40 Der härteste Winter Europas im 2. Jahrtausend, vermutlich dem Winter 763/764 vergleichbar
1744 wird die Gegend um Bitzfeld von einer "
leidigen Viehseuch" heimgesucht. Bitzfeld selber bleibt aber verschont.
Am
5.Juli 1749 gab es in Bitzfeld eine starkes Unwetter.
Folgendes wurde aus Bitzfeld berichtet. Eine Heumenge von ca. 50 Wagen wurde
von den Wassern mitgerissen. Das Haus von Michel Albrecht wurde vom
Hochwasser so stark beschädigt, dass es abgerissen werden musste. Auch drei
alte und drei jüngere Ziegen waren ihm von der Brettach mitgerissen worden.
Am zweiten Advent des gleichen Jahres hat ein "großes Hochwasser vieles
völlig ruiniert". Beispielsweise stand das Wasser fußhoch in der Kirche.
1783/84 Aufgrund von Vulkanausbrüchen in Japan und Island kam es weltweit zu Ernteausfällen und Hungersnöte.
1794 wird in Bitzfeld von einem Hochwasser mit Treibeis im Frühjahr berichtet.
Das Jahr
1807 hatte für Deutschland den bis dahin heißesten August seit Beginn der Aufzeichnung 1761.
1813 schleppten durchziehende Truppen die gefürchtete Viehseuche "Löser Dörre" ein. Diese Rinderpest, gegen die es kein Gegenmittel gab, war eine infektiöse Austrocknung
der Schleimhäute von Labmagen und Dünndarm der Rinder.
1816 wird in Bitzfeld von sintflutartigen Regenfällen berichtet. Wochenlanger Regen
ließ die Ernte auf den Halmen verfaulen. Im Juli dieses Jahres kames zu einem Wintereinbruch und schwerem Hagel.
Die Mißernten in den Jahren 1816-17 führten zu Hungersnöten, die viele Verrenberger zur Auswanderung trieben.
Ursache für diese Wetternanormalitäten war der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien, einem der stärksten bekannten
Vulkanausbrüche überhaupt, dabei wurde so viel Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass es auf der nördlichen Halbkugel
zu extrem nassen, kalten Sommern kam und die Ernte zweier Jahre ausfiel.
Der Pfedelbacher Pfarrer notierte dazu in seiner Chronik:
"Mit dem Mai fing es an zu regnen und regnete beinah täglich. Setzte es einige Tage aus, so kamen fürchterliche Gewitter und Stürme, die die größten Eichen und andere Bäume umrissen.
So schön sich daher der Frühling zeigte und das gesegnete Jahr hoffen ließ, so schlecht wurde das Jahr, indem viele Früchte, Gerste und Haber, nicht zeitigten und viele erst beim Winter auf dem
Schnee erst abgeschnitten wurden. Ein großer Teil der Ernte versoff, so die Erdbirn. Die Wiesen stunden schuhehoch im Wasser, und man mußte dasselbe hinaustragen; viele konnten erst im Herbst
abgemäht werden und verfaulten.
Im Sommer galt der Roggen schon 20 bis 25fl. und im Frühjahr 1817 36-40fl. und noch mehr der Dinkel 20-25fl., Gersten ebensoviel, das Simri Erdbirn 28 Batzen, Butter 40xr, Schmalz 48-52xr, Fleisch 12 bis 15 xr,
Eier 4xr, daher die Not so groß wurde, daß mehrere Hunger starben.
Es wurde daher ein Armenverein gestiftet. Man sammelte von Bemittelten Beiträge. Es wurde eine Arbeitsschule errichtet. Weil das Brot pro Pfund 16xr kostete, wurden Kapitalien aufgenommen und Früchte auswärts,
von Rußland gekauft und Brot gebacken und denen Armen das 6pfündige Laiblein zu 24xr gegeben. Die es nicht bezahlen konnten oder ganz arm und gebrechlich waren, erhielten es gratis.
Der Herbst war gar nichts, man konnte das Wenige nicht brauchen; die Trauben waren im Frühjahr und Herbst erfrohren. Die Pfarrer bekamen für ihre Besoldung pro Eimer 60fl. Die Leute schleichen einher wie Schatten,
essen die unnatürlichsten Speisen ...
War der Winter und das Frühjahr schlecht und naß, so litten die Samen sehr, daher die Früchte immer höher stiegen. Vor der Ernte 1817 kosteten 4 Pfund Brot einen Gulden. Korn war gar keines zu haben, weil es
ganz mißraten war. Das Maß Bier kostete 16xr, der saure Wein 40xr das Maß. Gott bewahre uns und unsre Nachkommen für dergleichen höchst traurigen Zeiten!"
1828 wird in Bitzfeld von einer dreifache Menge einer durchschnittlichen Weinernte berichtet.
In "Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde" erschien eine Übersicht der Hagelfelder in Württemberg von 1828 bis 1890.
Hier der Eintrag zu Verrenberg im Jahr
1828
1830 wird in Bitzfeld von der halben Menge einer durchschnittlichen Weinernte berichtet.
In den Jahren
1831-1833 war der Weinertrag in Bitzfeld jammervoll.
Das Jahr
1834 war der heißeste Sommer des 19. Jahrhunderts in Europa.
Im
Ruggericht von
1844 wird erwähnt, dass nur die Fürstlichen Standesherrschaft eine Hagelversicherung abgeschlossen hat.
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Am
28.06.1850 wird Verrenberg und die Umgebung von einem schweren Hagelunwetter heimgesucht.
In "Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde" erschien eine Übersicht der Hagelfelder in Württemberg von 1828 bis 1890.
Hier der Eintrag zu Verrenberg im Jahr
1850
In der Literatur wird aber von schweren Hagelfällen am 28.Juni und 16.Juli 1850 in den Bezirken Weinsberg und Öhringen berichtet.