Verrenberg Historisch

Haus Nr. 1 in Verrenberg (An der Steige 14)



Aufnahme von 1962 aus Richtung Golberg

Aufnahme von 2005

Aufnahme von 2005
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1833; Haus Nr. 1
Karte von 1833
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1818; Haus Nr. 1
Karte von 1818

Lage des Haus im Ort



Die Bewohner

Im Lager- und Gültbuch von 1628 wird Hannß Essig als Besitzer von einem halben Haus und halber Scheuer genannt.
Wer hatte die andere Hälfte? Denkbar wäre sein Bruder Conrad Essig.

Der Enkel von Conrad Essig, Hans Conrad ist in einem Nachtrag des Lager- und Gültbuch von 1684 mit 1/2 (von was?) genannt.
Die Kirchenbücher sind zum Ende des 30jährigen Krieges lückenhaft, es spricht aber einiges dafür, dass die Tochter von Hannß Essig, Margaretha, Hannß Hammel heiratete.
dieser gab die öden Plätze an seinen Sohn Hannß Jerg Hammel weiter.

Im Lager- und Gültbuch von 1684 ("Steuerliste" S.7) wird Hannß Jerg Hammel als Eigentümer genannt. Zu diesem Zeitpunkt war es ein "öder Hauß und Scheurenplatz unter welchem Hausplatz auch ein Brauchbar gewölbter Keller" war.
Stand die Hoffläche nach dem Tod von ihm und seiner Frau im Jahr 1690 zum Verkauf?

Im Lager- und Gültbuch von 1740 ("Steuerliste" S.192) wird Hannß Heinrich Schoch als Eigentümer genannt. In diesem Jahr wure die Scheune gebaut, folgte danach das Haus?

Sein Schwiegersohn Johann Balthas Jacob war um 1776 der nächste Eigentümer.


Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Johann Balthas Jacob war in der II.Klasse. Damit konnte er 2 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 5 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.1.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.


Wiederum dessen Sohn Georg Philipp Jacob übernahm den Hof um 1802 .
Aus der Ehe von Georg Philipp Jacob überlebte nur ein Sohn, der als "Simpel" benannt wurde.


Im Messbuch von 1818 wird Georg Philipp Jacob als Besitzer genannt.
Haus Nr: 1818: Nr.1  1839: Nr.1
Besitzer: Philipp Jakob
Garten 0,73 ha
Wiese 0,75 ha
Acker 2,80 ha
Weinberg 0,53 ha
Wald ---
Bemerkung  


Darum verkauften sie den Hof am 28.08.1826 an den Schwager Georg Weiß um 300f.. Er hatte die Auflage, nach dem Tod der Eltern für den simpelhaften Sohn zu sorgen. Er war zudem verwandt mit den Verkäufern.


Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 wird als Eigentümer eben dieser Georg Weiß angegeben.


Auflistung der Inhaber von Schäferei Gerechtsamen in Verrenberg - 1854
Georg Weiß wird mit 2 der insgesamt 120 Anteilen aufgelistet (No Anteil 1+2).
Man sieht, dass die Anzahl der Anteile seit 1801 unverändert ist



Tierbestand auf diesem Hof laut Viehzählung von 1858
Namen der Eigenthümer Haus/Hof Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Bienen Gänße Enten Hühner Pferde
Weiß Georg Nr.1 7.   2.   1.     8.  


Am 10.07.1858 verkaufte Johann Georg Weiß "seine sämtliche besizende Liegenschaft" an seinen Sohn Johann Georg Friedrich Weiß um 3000fl.
Der "taubstumme simpel" Gottlieb Jacob muß ein Leben lang gut behandelt und gekleidet werden. Ebenso behalten sich die Verkäufer das lebenslange Sitz im Haus vor, wie auch deren Tochter, solange diese ledig ist. Im Detail wure noch das Leibgeding geregelt, also was die Verkäufer an Sachleistungen (z.B. Frucht, Bohnen, Kartoffeln, Eier, Schmalz etc.) zu beanspruchen haben.
Die Gebäude werden so beschrieben:

Auszug aus der Servitutenkarte von 1858
1 "7,1 Rth ein 2.Stokiges Wohnhaus
9,3 Rth Scheuer mit Stallung und Keller
0,8 Rth Kellereingang
0,6 Rth Bakofen
24,8 Rth Hofraum und Pumpbrunnen unten im Dorf neben Parz. No. 11 und 15
"
11 "16,0 Rth Gemüsegarten hinter dem Hauß, neben Gebäude No.1 und Parz.12"
12 "2 1/8 Morgen 27,4 Ruth Gras und Baumgarten hinterem Hauß und Schwärzle neben Parz. No. 19, 993, 995, 18 und 1003"



Dieser Johann Georg Friedrich Weiß zog 1872 in das Haus Nr.49, als dieses zum Verkauf stand!

Am 14.02.1873 verkaufte Johann Georg Friedrich Weiß an Jakob Haeffele von Sülzbach, Weinsberg seine Liegenschaft.
"Ein zweistockiges Wohnhaus
ein Scheuer mit Stallung und Keller
Kellereingang, Backofen
Hofraum mit Pumpbrunnen unten im Dorf .......
Vorstehendes zusammen für 1725fl.
"



Im Feuerversicherungsbuch (1869) wird 1874 als neuer Besitzer Jakob Haeffele, und ein Jahr später 1875 dann Christian Fischer genannt.

Im Nachtrag zum Urkataster von 1899 wird Johann Christian Fischer noch als Hofeigner genannt.

Laut dem Feuerversicherungsbuch von 1896 war Heinrich Christian Schumacher ab 1909 auf dem Hof.
Später ging der Hof dann auf den Sohn Ernst Schumacher über.
Heute wohnt hier die Familie Otto Schumacher.

Bauliche Entwicklung


1628 gehörte der Hof zum "Bautzen Lehen, daß Neudeckers Hoffguett genannt".


Links: Flurkarte von 2019 mit Hausnummer von 1839 (bis 1972)
Unter der heutigen Scheune ist der gewölbte Keller, der im Lager- und Gültbuch von 1684 erwähnt wird. Da zu diesem Zeitpunkt die 1628 erwähnten Gebäude (Haus und Scheuer) bereits abgegangen waren, kann vermutet werden, dass er deutlich vor 1600 erbaut wurde.

Im Lager- und Gültbuch von 1628 heist es:
"Hannß Essig. Gibt von seinem halben Heußlein und halber Scheure ...".
Damals gab es also noch Haus und Scheune. Da 1684 beide Plätze öde waren, steht zu vermuten, dass der Hof in der Zeit des 30jährigen Krieges öde wurde.

Im Lager- und Gültbuch von 1684 heist es:
Ein öder Hauß und Scheurenplatz, unter welchem Hausplatz annoch ein Brauchbar gewölbter Keller, ...

Im Lagerbuch von 1740 heist es:
Ein öden Hauß Platz, worrauf der Zeit eine Scheuren gebauet, und unter solcher ein gewölbter Keller sich befindet, ...
Vermutlich wurde das Wohnhaus in den folgenden Jahren erstellt. Dies wir auch durch das geschätzte Alter von 150 Jahren im Schätzungsprotokoll von 1896 belegt.

Die obrigen Ausschnitte von 1818 und 1839 zeigen noch Haus und Stall als getrennte Gebäude.

Im Schätzungsprotokoll von 1861 wird die Höhe des einstockigen Hauses noch mit 9 Fuss angegeben. In der Zeit bis 1869 wurde wohl ein Stockwerk aufgesetzt.

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Georg Weiß Ein zweistockiges Wohnhaus von Stein und Fachwerk mit Giebeldach nebst dem 1 stockig Schweinestall von Stein mit Pultdach 25,5'
28,5'
15'
16'

8'
7'
5'
2'
1.   2 1 1 1 Futterboden
2 Dachböden mit 2 Kammern
1 Schweinestall
Ziegel Im ersten Stock Steine sonst gem. Fachwerk Keine u. gesetzlich ... .... entfernt Fundament u. Sockelmauern --- 750 III 750 alter Anschlag 500f.
(1861)



In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Fischer Christian Bauer 2 stockiges Wohnhaus an der alten Oehringer Steige v gem Bauart unter Giebeldach 8.20
7.25
Erdg 2.10
I.Stock 2.30
Dach 4.10
1 I.Stock   2 I.Stock 1 I.Stock 1 EG 1 Remise Dachplatten Erdgeschoß v Stein sonst v ausgem Fachwerk Von No 1a mehr als 4.29 m.z.d. entfernt Fundamente 1600 III 1600 Alter ca. 150 Jahre. Unterhaltung mittelmäßig

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Scheuer
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Fischer Christian Bauer 1 stockige südlich vom Wohnhaus freistehende Scheuer von Fachwerk unter Giebeldach 9.10
8.50
3.60
Dach 5.10
          1 gew. Keller
1 Tenne
1 Bare
Dachplatten Teils ausgemauertes teils geschliertes Fachwerk   Fundamente u gew. Keller 1240     Alter ca. 150 Jahre. Unterhaltung mittelmäßig.
Unter nebigem Anschlag von 1240M inbegriffen ist eine Obstpresse von Eichenholz am nördlichen Giebel mit Pultdach, im Anschlag von 40M

Im Nachtrag zum Primärkataster von 1899 zeigt sich der Hof baulich unverändert.
1918 kamen im Haus drei elektrische Glühlampen und im Stall ein 2 PS Motor hinzu.
Zwei Jahre später folgte eine Kolbenpumpe.

1923 wurde dann ein Stall an die Scheune angebaut.

1925 wurde dann das alte Wohnhaus abgebrochen und als Verlängerung der Scheune neu errichtet. Es werden jetzt 6 elektr. Brennstellen gezählt.

Lager- und Gültbücher, Vermessungen, (Ur)Kataster


Ba 55 / Bd 75 1628

Ba 55 / Bd 79 1684

Ba 55 / Bd 89 (1716) 1740-1800

Messbuch 1818

Urkataster 1839

Nachtrag zum Primärkataster, 1899

Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg , 1899; Haus 1 Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg, 1899; Haus 1

Nachtrag zum Primärkataster, 1923 - Ergänzungskarte zum Primärkataster

Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg, 1923; Haus 1 Ergänzungskarte zum Primärkataster Verrenberg 1833; Haus 1

Es fehlen noch folgene Einträge:
1926/384
1927/18
1965/214 und 215
 

Quellennachweis.

Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 73 Kaufbuch Teil 9, 1858-1861
Ortsarchiv Verrenberg: B 76 Kaufbuch Teil 12, 1868-1876
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
Ortsarchiv Verrenberg: A 112 Einzelne Baugenehmigungen und sonstige baurechtliche Verfügungen
Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 89 (1716) 1740-1800
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 79 1684
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 75 1628