Verrenberg Historisch

Haus Nr. 12 in Verrenberg (Goldbergstraße 9 - Heute Dorfplatz)


Erweiterung 1880

Aufnahme von 1926 aus Richtung Bahndamm

Ausschnitt einer Postkarte von 1918

Aufnahme von 2005

Aufnahme von 2005

Lage des Haus im Ort


Aufnahme von 2006

Aufnahme von 2006

Aufnahme von 2006
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1839; Haus Nr. 12
Urkataster von 1839
Kartenausschnitt aus Katasterkarte 1818; Haus Nr. 12
Karte von 1818




Dieser Hof gehörte zum Pregel oder auch Schlözer Lehen. Dieses war an die Württembergische Kellerei in Weinsberg abgabepflichtig.
1806-1814 wurden Rückstände bei Abgaben im Bereich Gült- und Sterbefall untersucht (StAL D 371 Bue4540).
Dabei wurde auch Bezug auf ältere Unterlagen genommen.


Hier kommt eine 360 Grad Ansicht des Dorfplatzes im Juni 2021

Einfach mit der Maus auf den gewünschten Ausschnitt bewegen, rein und raus zoomen.

Die Bewohner

Bei der Renovierung des Pregel Lehen (1806-1814) wurde Peter Besinger für 1742 als Besitzer genannt. Er starb 1770, seine Frau 1766. Die Ehe blieb scheinbar Kinderlos.

Ab 1766 musste Peter Besinger jährlich 1fl. "Schutz und Schirm Geld" bezahlen. Daher ist zu vermuten, dass er in diesem Jahr das Gut an Johann Georg Weber verkaufte.

Um 1800 übergab er den Hof an seinen gleichnamigen Sohn Johann Georg Weber.


Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Johann Georg Weber war in der II.Klasse. Damit konnte er 2 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 5 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.12.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.


Im Messbuch von 1818 wird Johann Georg Weber als Besitzer genannt.
Haus Nr: 1818: Nr.12  1839: Nr.12
Besitzer: Johann Georg Weber
Garten 0,15 ha
Wiese 1,06 ha
Acker 3,99 ha
Weinberg 1,21 ha
Wald ---
Bemerkung

Bei der Erstellung des Urkataster 1839 wurde Johann Georg Weber als Besitzer genannt.


1838 verkaufte Georg Weber "Hauß und Scheuer und Keller ..." an seine Tochter und deren Bräutigam Johann Heinrich Steinbach um 3000fl.

Bereits 1846 bemühte sich Johann Heinrich Steinbach das Gut wieder zu verkaufen. Dazu findet sich im Öhringer Intelligenzblatt folgendes:
Der erste Termin am 14.April 1846 (links) war wohl nicht erfolgreich.
Der Zweite am 01.Mai 1846 schon.
In beiden Anzeigen werden zwei Häuser/Höfe angeboten und zwar ein zweistöckiges Wohnhaus und ein einstöckiges Wohnhaust. Gemeint waren das Haus Nr.12 und das Haus Nr.13.

1846 verkaufte Johann Heinrich Steinbach den Hof Nr.12 und Haus Nr.13 um 1550fl. an Johann Heinrich Jacob Utz. Viele Äcker etc. wurden seperat verkauft. Er zog mit seiner Frau und Schwiegermutter nach Westernach.


Auflistung der Inhaber von Schäferei Gerechtsamen in Verrenberg - 1854
Johann Heinrich Jacob Utz wird mit 1 der insgesamt 120 Anteilen aufgelistet (No Anteil 9).
Man sieht, dass die Anzahl der Anteile seit 1801 verändert ist

Johann Heinrich Jacob Utz hatte seit 1846 auch das Haus Nr.13 mit 1 Anteil der Schäferei Gerechtsamen (1801).
Beim Verkauf der beiden Höfe, scheint es folgendes Vorgehen gegeben zu haben:
Haus Nr.12: 1801 waren 2 Anteile aufgelisteten.
Haus Nr.13: 1801 war 1 Anteile aufgelisteten.
Von diesen 3 Anteilen ging einer auf den neuen Besitzer Johann Heinrich Jacob Utz über.
Gleichzeitig wurden 2 Anteile um 84fl. an die Schäferei Gesellschaft verkauft.
Warum wurde das so gehandhabt? Hatte Johann Heinrich Jacob Utz nur Fläche, die ihn zu 1 Anteil berechtigte?



Tierbestand auf diesem Hof laut Viehzählung von 1858
Namen der Eigenthümer Haus/Hof Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Bienen Gänße Enten Hühner Pferde
Utz Jacob Nr.12 6.         4. 5. 7.  


Am 09.04.1859 verkaufte Johann Heinrich Jacob Utz an seinen angehenden Schwiegersohn Johann Georg Frank seine "ganze besizende Liegenschaft" um 3500fl..
Die Verkäufer behalten den Dinglichen lebenslangen Wohnsitz im Haus.
Im Kaufvertrag sind weit weniger Tiere aufgezählten, als noch im Vorjahr bei der Viehzählung angegeben worden waren. Gibt es einen Zusammenhang mit der großen Trockenheit 1858?
Der Hof wurde so beschrieben:

Auszug aus der Servitutenkarte von 1858
12 "12,5 Rth 1.Einstokiges Wohnhaus mit
7,7 Rth Scheuer unter einem Dache
28,0 Rth Hofraum mitten im Dorf neben P.46 und 47 und Geb. No.13
"
45 "35,4 Rth Gras und Baumgarten neben der Straße Ortsweg No.1 und P.48"
47 "18,7 Rth Gemüsegarten vor dem Hauß No.12 neben P.No.49 und 52"
48 "46,4 Rth Gras und Baumgarten hinterm Hauß No.12 neben P. 45 und 49"




Am 09.08.1897 verkauften die Eheleute Johann Georg Frank den größten Teil ihrer Liegenschaft um 16.000 Mark an ihren Sohn Ludwig Frank.
Darin das Haus Nr.12, die zugehörige Scheune Nr.12a und der Keller unter dem Geb. No.18a.
   Der Schäfereianteil No.9 ist mit im Verkauf.
Der vorhandene Tierbestand soll geteilt werden. Dieser wird im Detail aufgezählt, hier eine Zusammenfassung:
- 4 schekige Kühe
- 3 Rinder
- 1 Känzling
- 11 Stück Milchschweine
- 11 Stück Gänse
- 20 Stück Hühner
Weiter wird u.a. erwähnt: Fuhr- und Bauerngeschirr, Feld- und Handgeschirr, eine Obstmühle nebst Presse, die größere Weinkufe in der Kelter. Auch die zukünftigen Rechte und Ansprüche der Verkäufer.




1906, beim Bau des Backhauses, wurde Ludwig Frank als Eigentümer erwähnt.
Als er 1909 starb, brachte seine Witwe das Haus in die Ehe mit Christian Georg Gebert ein.

Im Feuerversicherungsbuch von 1896 wird für das Jahr 1911 "die Ehefrau des Georg Gebert hier" als neue Eignerin genannt. Christian Georg Gebert starb 1914, seine Frau 1918.

Für 1920 wird dann erst Ernst Frank (vermutl. der Erbe), und für das gleiche Jahr dann Christian Bort als Besitzer genannt. Hatte er den Hof gekauft?
Seine Tochter Rosa Bort heiratete 1937 Friedrich Ungerer. Im Volksmund sagte man auch "Milchungerer", er war über viele Jahre "Milchkutscher" gewesen (d.h. er fuhr mit seinem Gespann die "Verrenberger Milch" nach Bretzfeld zur Molkerei).

Später übernahm Johann Christoph Kettner diese Aufgabe.

Bauliche Entwicklung

Zeichnung Haus 12 1861 Verrenberg Bild links: Zeichnung von 1861

Im unteren Eintrag des Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus

(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name Beschreibung des Gebäudes Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Classe Umlage Capital Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen als unzer- störbar wegen des Anspruchs auf Baubeiträge
heizbare Zimmer gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Johann Georg Frank Ein einstockiges Wohnhaus und Scheuer unter einem Dach von Fachwerk mit Giebeldach nebst angebauten Remise auf Freipfosten mit Pultdach 39,5'
32'
17'
19'

24'
32'
15,5'
19'

10,5'
32'
9'
11'
1.   3 1 1 1 geb Keller (1)
2 Dachböden mit 3 Kammern

1 Tenne
1 Stall
1
Ziegel gem. Fachwerk
ein Giebel getäert
1 Backofen
  Fundament, Keller u. Sockelmauern --- 1800
600
100
IV 2250
750
125
alter Anschlag 950f/450f/100f.
(1861)
(1) geb. Keller => geb[ühnter] Keller => ein Keller ohne Gewölbe, also mit Balkendecke



1880 wurde die Scheune vergrößert und in großen Teilen neu erbaut. In der Scheune findet sich ein Sandstein mit der sinngemäßen Inschrift "erbaut 1880 von Johann Frank".

Skizze des Hofes Nr.12 in Verrenberg 1896 Skizze des Hofes Nr.12 in Verrenberg 1896

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Frank Johann Georg Bauer 1 stockiges Wohnhaus mit Fachwerk unter Giebeldach 11.20
9.15
Souterrain
2.20
Erdg 2.50
Dach 5.80
2 EG 2 EG 3 Dachboden 1 EG   1 geb Keller (1)
1 Viehstall
Dachplatten Von hohem Sockel, ausgemauertem Fachwerk Zusammenhang mit dem Schuppen Fundamente u einhäupt. Gemäuer im Sonterrain 3600     Alter ca. 150Jahre
Unterhaltung gut
Unter nebigem Anschlag von 3600M inbegriffen ist;
1 Backofen worunter Schweinstall u Geflügelstall (Fundam. ausgenommen) im Anschlag von 200M
1 hintere Treppe mit Podest worunter Schweinstall (Fundament ausgenommen= Anschlag 80
1 Abtrittgehäuse ohne Grube Anschlag 30M
1 vordere Treppe (Fundam. ausgen.) Anschlag 30M
(1) geb. Keller => geb[ühnter] Keller => ein Keller ohne Gewölbe, also mit Balkendecke

In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Scheune
(Als Maß dient der Meter.)
Name Beschreibung des Gebäudes Ausgenommene Bestandtheile Versicher- ungs- anschlag Mark Klasse Umlage Kapital Mark Bemerkungen
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke Länge, Breite, Höhe in Metern Gelaße Dachdeckung Umfassungs- und Giebelwände Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung
heizbare Zimmer unheizb. Zimmer u gegypste Kammern gewöhnliche Kammern Küchen Stallungen sonstige Gelaße
Frank Johann Georg Bauer 1 stockiger 1880 erbauter Scheuer v gemischter Bauart, unter Giebeldach ohne eigene Wand angebaut 10.70
11.75
4.50
Dach 5.80
          1 Tenne
2 Bare mit 1 Remise
Dachplatten v Stein
ausgem Fachwerk
Zusammenhang mit dem Schuppen Fundament 3100      

1914 wurde ein Schweinestall angebaut und ein Schuppen errichtet.

Nachtrag zum Primärkataster 1914

Das Haus wurde vermutlich um 1918 grundlegend erneuert.


1956 Erweiterung Stallgebäude

1961 wurde eine Garage erstellt.

Das Anwesen wurde 2005 von der Stadt Öhringen gekauft und im Juli 2006 abgebrochen.
Am 03.10.2007 wurde an dieser Stelle der neue Dorfplatz mit einer gemütlichen Hocketse eingeweiht.

Lager- und Gültbücher, Vermessungen, (Ur)Kataster


Renovierung Pregel Lehen 1742-1808

Messbuch 1818

Urkataster 1839

Nachtrag zum Primärkataster, 1881-82

Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg , 1881-82; Haus 12 Nachtrag zum Primärkataster Verrenberg , 1881-82; Haus 12

Ergänzungskarte zum Primärkataster - Nachtrag 1958

Ergänzungskarte zum Primärkataster Verrenberg 1833; Haus 12 Ergänzungskarte zum Primärkataster Verrenberg 1958; Haus 12
 

Quellennachweis.

Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Ortsarchiv Verrenberg: Kaufbücher
Ortsarchiv Verrenberg: B 73 Kaufbuch Teil 9 1858-1861
Ortsarchiv Verrenberg: B 79 Kaufbuch Teil 16 1890-1899
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 17 a Bü 297 Renovation Pregel Lehen
Hohenloher Kreisarchiv: Öhringer Intelligenz Blatt von 1846
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Bü 3347
StAL D 37 I Bue 4540 Untersuchung über die Gült- und Sterbfallsrückstände aus dem Pregellehen zu Verrenberg