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Haus Nr. 9 in Verrenberg (Heute Straße) |
 Aufnahme von 1926 |
 Aufnahme von 1962 mit neuer Scheune |
 Aufnahme von 1965. Anlaß war das Aufstellen des Kaugummiautomaten |
 Blick von Westen Links ist die Lage des Brunnen skizziert |
 Aufnahme 2005; Platz, auf dem das Haus einst stand |
Die Bewohner
1628 wird im Gült- und Lagerbuch Michel Weber als Besitzer genannt. In einem undatierten Nachtrag wird Oswald Knorr
als Nachbesitzer genannt.
1684 wird im Gült- und Lagerbuch Oswald Knorr als alleiniger Besitzer genannt.Er musste folgende
jährliche Gülth bezahlen:
1 Kreuzer "an Geldt" und
"1 Faßnachthuhn"
Seine Tochter Ursula heiratete 1684 Adam Besinger. Er war der neue Eigentümer.
1740 wird im Gült- und Lagerbuch der gleichnamige Sohn Adam Besinger als alleiniger Besitzer genannt.Er musste folgende
jährliche Gülth bezahlen:
1 Kreuzer "an Geldt" und
12 Kreuzer "Vor Eine Faßnacht Huhn"
Von Adam Besinger heist es, dass er um 1785 vergantet wurde - d.h zwangsversteigert.
Vermutlich um 1777 ging der Platz auf seinen Schwiegersohn Johann Leonhard Wirkner über.
Der nächste Eintrag von 1800 bezieht sich auf seinen Schwiegersohn Georg Michael Ahles.
Dieser übernahm zum gleichen Zeitpunkt auch die benachbarte Scheune Nr. 7.
Wenn die Angabe im Schätzungsprotokoll stimmt, wurde das Haus um 1800 neu erbaut.
Im "Verzeichnis aktiver Gemeinde Bürger" steht, dass Michael Ackermann einen Hof
1785 durch Kauf erworben hat.
Gründung der Schäfereigesellschaft in Verrenberg - 1801
Mit dem Kauf der Schäfereigerechtsame des herrschaftlichen Hofs Schwöllbronn durch die Gemeinden Schwöllbronn, Unterohrn und Verrenberg, kam es in Verrenberg zur
Gründung der Schäfereigesellschaft.
Verrenberg hatte 120 Schafe erkauft, die aufgeteilt in drei Klassen auf 70 Verrenberger aufgeteilt wurden.
Johann Michael Ackermann war in der
III.Klasse. Damit konnte er
1 der 120 erkauften Antheile in Anspruch nehmen. Dazu kam ein
Beischlag von 3 Schafen. Damit konnte er 4 Schafe halten.
Diese Schäferei Anteile sollte ursprünglich auf Hof und Gut gebunden sein. Das wäre in seinem Fall das Haus Nr.98.
Diese Bindung wurde aber im Laufe der Jahre nicht mehr beachtet, so dass der Verkauf der Schäferei Anteile unabhängig der Liegenschaften erfolgte.
Im Messbuch von 1818 wird Michael Ackermann als Besitzer genannt.
Bei der Erstellung des Urkatasters 1839 werden als Eigentümer die Kinder von
Michael Ackermann genannt.
1855 verkauften die beiden einzigen, noch lebenden Kinder Johann Michael und Maria Margarethe Ackermann
den Hof um 400fl an Johann Leonhard Binhammer.
Die beiden hatten sich den lebenslänglichen Sitz im Haus vorbehalten. Dazu das Recht, in der Stubenkammer zu schlafen und die Dachkammer gegen den Garten zur Aufbewahrung
ihrer Habseligkeiten. Auch Platz im Keller und das Recht ungehindert in der Küche kochen zu dürfen.
Im Schätzungsbuch von 1861 wird Johann Leonhard Binhammer als Besitzer genannt.
Am 28.04 / 13.05.1865 kauft der Pfleger der Witwe des Johann Leonhard Binhammer die Liegenschaft aus der Verlassenschaftsmasse ihres verstorbenen Mannes um 910fl.
Der Pfleger Ludwig Mugele hatte diesen Kauf, unter Waisengerichtlicher Genehmigung, durchgeführt. Barbara Binhammer soll der Gemeindekasse nicht zu Last fallen.
Der Hof wird dabei so beschrieben:
 Auszug aus der Servitutenkarte von 1858 |
9 |
"6,2 Rth ein 2.stokiges Wohnhaus
4,5 Rth Scheuer mit dem Wohnhaus unter einem Dach
7,2 Rth Hofraum " |
36/2 |
"7,8 Rth Gemüsegarten hinter der Scheuer neben P.36 und zwischen Geb. No. 9a und 60a
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38 |
"1/8 Morgen 14,7 Rth Gras und Baumgarten hinter dem Haus Gbd. No.9 und P.No. 36 und 39
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Da die finanziellen Verhältnisse der Witwe erahnen lassen, dass in absehbarer Zeit ihr Geld aufgebraucht ist, sucht der Gemeinderath 1866 nach einem potentiellen Käufer für das Haus,
der ihr das Wohnrecht auf Lebenszeit einräumen soll.
Als solcher wird auch Christian Friedrich Johann Spengler genannt. Im Gemeinderatsprotokoll heist es dazu:
Weshalb man einem Kaufvertrag unter der Hand gerade zu Gunsten der Witwe mit den oben erwähnten abgeschlossen hat.
Am 14.02.1866 verkaufte die Pflegschaft der Witwe des Johann Leonhard Binhammer diese Liegenschaft an Christian Friedrich Johann Spengler um 800fl.
Der Kauf wurde am 29.05.1866 gerichtlich anerkannt.
In einem Nachtrag auf der ersten Seite unten links steht:
"Vermöge Vertrags vom 25.06.1866 ist dieser Kauf wieder aufgehoben und ist die Witwe da sie von der Entmündigung entbunden worden ist wieder Besitzerin dieses Anwesens".
Was war passiert? Vermutlich hat das Oberamt der Entmündigung nicht zugestimmt und der Verkauf wurde damit unwirksam.
Damit war die Witwe des Johann Leonhard Binhammer wieder Besitzerin des Haus Nr.9.
Im Schätzungsbuch von 1869 wird die Witwe Barbara Binhammer als Besitzerin genannt.
Diese heiratete 1881 Wilhelm Peter Hornung.
Nach dem Tod der Witwe Christina Rosina Barbara Hornung im Februar 1887 verkauften die Erben den kompletten Hof.
"In der Verlassenschafts Sache der Wilhelm Peter Hornung gewes. Bauers Wittwe dahier Barbara geb. Frank kommt auf Antrag der Erben nach vorausgegangener Bekannmachung
in dem Amtsblatt (Hohl. Bote) und ausschellen im Ort die vorhandene Liegenschaft im öffentlichl, Aufstrich zum Verkauf ..."
9 |
51 met. ein 2.stokiges Wohnhaus mit
37 met. Scheuer unter einem Dach
59 met. Hofraum
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"Antheil am Schöpfbrunnen im Ortsweg No.2" (1)
Im Kauf beinhaltet waren auch ein Gemüsegärten, Gras- und Baumgarten und ein Wassergraben. Das ganze ging um 1.050 M an Georg Adam Michael Bort.
(1) Gemeint war vermutlich der Brunnen beim Haus Nr.60 am Ortsweg No.2
1887 kaufte Georg Adam Michael Bort das Haus (als Geldanlage?).
Bereits fünf Jahre später 1892 verkaufte er es an Gottfried Stein (1867-1937).
Dessen gleichnamiger Sohn wohnte zuerst in Haus Nr.54.
Da er aber seine Schreinerwerkstatt beim elterlichen Haus Nr. 9 hatte, machte er
vermutlich in den 30er Jahren einen Häusertausch.
Er zog in das Haus Nr. 9 und seine Schwester zog von dort in das Haus Nr.54.
Die letzten Besitzer waren die Brüder Gottfried Stein (oben) und Emil Stein (unten). Emil hatte noch die hinter dem Haus liegende Schreinerei
1978 wurde das Haus dann abgerissen, um Platz für die neue Straße Richtung neuer Schule bauen zu können.
Bauliche Entwicklung
Im Gült- und Lagerbuch von 1628 wird der Hof so beschrieben:
"Gibt von seinem Heußlein, darauft ...". Eine Scheune wird nicht erwähnt und auch das Haus scheint eher bescheiden gewesen zu sein.
Im Gült- und Lagerbuch von 1684 (Seite 34b) wird der Hof so beschrieben:
"Von Seinem Haus und Sommergärtlein ...
Im Gült- und Lagerbuch von 1740 (Seite 268) wird der Hof so beschrieben:
"Besitzt ein Söldners Güthlein welches in Einem Hauß, Sommergärttlein und Hofrecht bestehet, ...
Liegt zwischen Einem Weeglein und Schultheiß Johann Michael Graberts Gartten, dann gemeiner Straßen, oben wieder
an die Straßen, und unten an den Graben anstoßend."
Im Urkataster von 1839 wird ein Wohnhaus und eine Scheune erwähnt. Vermutlich in
der Form, wie es 1978 abgebrochen wurde.
Im Kaufbuch von 1855 wird das Haus so beschrieben:
"Ein 2.Stokiges Wohnhaus samt Scheuer unter einem Dach."
Im Schätzungsprotokoll (Feuerversicherung) von 1896 wird das Alter mit ca. 100 Jahre angegeben. Daher kann man vermuten, dass Georg Michael Ahles nach Übernahme des
Hofes von seinen Schwiegereltern nach 1800 ein neues Haus errichtete.
1860 stellte Johann Binhammer den Antrag eine Wagenremise am Wohnhaus anbauen zu dürfen (Staatsarchiv Ludwigsburg, F 192 III Bü 5142).
Der Antrag wurde genehmigt.
Bild links: Zeichnung von 1861
Im unteren Eintrag des Schätzungsprotokoll von 1869 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dürfte der württembergische Fuss mit 28,65cm gemeint sein. Das vierte Maß in der dritten Spalte ist vermutlich die Höhe des Daches)
Name |
Beschreibung des Gebäudes |
Von der Versicherung ausgenommene Bestandtheile |
Versicher- ungs- anschlag |
Classe |
Umlage Capital |
Bemerkungen |
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke |
Länge, Breite, Höhe |
Gelaße |
Dachdeckung |
Umfassungs- und Giebelwände |
Feuergefährliche Einrichtungen |
als unzer- störbar |
wegen des Anspruchs auf Baubeiträge |
heizbare Zimmer |
gegypste Kammern |
gewöhnliche Kammern |
Küchen |
Stallungen |
sonstige Gelaße |
Barbara Binhammer |
Ein zweistockiges Wohnhaus mit angebauter einstockigen Scheuern von Fachwerk mit Giebeldach |
21,5' 28' 15' 18'
16,5' 28' 13,5' |
1. |
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1 |
1 |
1 |
2 Dachböden mit 2 Kammern 1 Tene |
Ziegel |
gem. Fachwerk |
Backofen |
Fundament u. Sockelmauern |
--- |
550 275 |
IV |
687,5 343,45 |
alter Anschlag 500f.(Scheune 200f) (1861) |
Als Gottfried Stein, Schreiner 1892 das Haus kaufte,
baute er sofort an die Rückseite des Hauses eine Schreinerwerkstatt an.
In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zum Haus
(Als Maß dient der Meter.)
Name |
Beschreibung des Gebäudes |
Ausgenommene Bestandtheile |
Versicher- ungs- anschlag Mark |
Klasse |
Umlage Kapital Mark |
Bemerkungen |
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke |
Länge, Breite, Höhe in Metern |
Gelaße |
Dachdeckung |
Umfassungs- und Giebelwände |
Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung |
heizbare Zimmer |
unheizb. Zimmer u gegypste Kammern |
gewöhnliche Kammern |
Küchen |
Stallungen |
sonstige Gelaße |
Stein Gottfried Schreiner |
2 stockiges Wohnhaus an der alten Oehringer Steige von gem Bauart unter Giebeldach |
6.15 8.15 Erdg 2.00 I.Stock 2.10 Dach 5.10 |
1 I.Stock |
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1 I.Stock 2 Dachboden |
1 I.Stock |
1 EG |
1 geb Keller |
Dachplatten |
Erdgeschoß von Stein, sonst von ausgem Fachwerk |
Zusammenhang mit No.9b |
Fundament |
1440 |
IV |
1750 |
Alter ca. 100 Jahre Unterhaltung gut Unter nebigem Anschlag von 1400M inbegriffen ist die steinerne Vortreppe mit eisernen Geländer (Fundament
ausgenommen im Anschlag von 70M ferner das Abtrittgehäuse mit hinterer Treppe unter Pultdach (ausgen. Fundament u Grube) Anschlag 60M |
In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Scheuer
(Als Maß dient der Meter.)
Name |
Beschreibung des Gebäudes |
Ausgenommene Bestandtheile |
Versicher- ungs- anschlag Mark |
Klasse |
Umlage Kapital Mark |
Bemerkungen |
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke |
Länge, Breite, Höhe in Metern |
Gelaße |
Dachdeckung |
Umfassungs- und Giebelwände |
Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung |
heizbare Zimmer |
unheizb. Zimmer u gegypste Kammern |
gewöhnliche Kammern |
Küchen |
Stallungen |
sonstige Gelaße |
derselbe |
1 stockige Scheuer unter gleichem Dach ohne eigene Wand angebaut |
4.80 8.15 4.20 Dach 5.10 |
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1 Tenne 1 Bare |
Dachplatten |
ausgem Fachwerk |
Zusammenhang mit No.9b |
Fundament |
600 |
IV |
750 |
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In diesem Eintrag im Schätzungsprotokoll von 1896 sieht man einige Details zur Schreinerwerkstätte
(Als Maß dient der Meter.)
Name |
Beschreibung des Gebäudes |
Ausgenommene Bestandtheile |
Versicher- ungs- anschlag Mark |
Klasse |
Umlage Kapital Mark |
Bemerkungen |
Lage; Bestimmung; Bauart; Zahl der Stockwerke |
Länge, Breite, Höhe in Metern |
Gelaße |
Dachdeckung |
Umfassungs- und Giebelwände |
Feuergefährliche Einrichtungen und Klassenbegründung |
heizbare Zimmer |
unheizb. Zimmer u gegypste Kammern |
gewöhnliche Kammern |
Küchen |
Stallungen |
sonstige Gelaße |
Stein Gottfried Schreiner |
nebst der 1 stockigen 1893 erbauten Schreinerwerkstätte von Fachwerk mit Pultdach ohne eigene Wand an Nr.9 angebaut |
5.15 4.20 2.90 Dach 0.20 |
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heizbare Schreinerwerkstätte |
Schwarzblech |
ausgemauertes Fachwerk |
weniger als 4.29 z.d von No.9c entfernt |
Fundament |
400 |
IV |
500 |
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1905-06 heißt es im Staatsarchiv Ludwigsburg (F 192 III Bü 2027): Vergrößerung einer Werkstatt
1911 wurde eine elektr. Lichtanlage mit 3 Glühlampen eingebaut.
1914 wurde die Werkstatt erweitert und ein Holzschuppen errichtet.
 Nachtrag zum Primärkataster 1914 |
 Bild von Werkstatt und Holzschuppen |
1932 baute Gottfried Stein eine Scheune (9b) auf den Platz, wo zuvor das Haus 10 stand.
Auf der Zeichnung links ist noch die "alte Scheune" Nr. 9a, direkt angebaut an das Wohnhaus, eingezeichnet. Mitte ein Foto dieser Scheune und rechts Auszüge aus dem Feuerversicherungsbuch.
 Nachtrag zum Primärkataster 1932 |
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1978 wurde das Haus dann abgerissen, um Platz für die neue Straße Richtung neuer Schule bauen zu können.
Lager- und Gültbücher, Vermessungen, (Ur)Kataster
 Ba 55 / Bd 75 1628 |
 Ba 55 / Bd 79 1684 |
 Ba 55 / Bd 89 1740 |
 Messbuch 1818 |
 Urkataster 1839 |
Nachtrag zum Primärkataster 1877 - Bild des Hauses
Nachtrag zum Primärkataster, 1892-93
Ergänzungskarte zum Primärkataster - Bild der Werkstatt
Quellennachweis.
Vermessungsamt Künzelsau: Primärkataster 1833
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 89 (1716) 1740-1800
Hohenloher Zentralarchiv Nst: Ba 55 / Bd 79 1684
Staatsarchiv Ludwigsburg F 192 III Nr. 2052
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1896
Ortsarchiv Verrenberg: Feuerversicherungsbuch von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Schätzungsprotokoll von 1869
Ortsarchiv Verrenberg: Gemeinderatsprotokolle
Ortsarchiv Verrenberg: Messbuch von 1818
Ortsarchiv Verrenberg: B 72 Kaufbuch Teil 8 1854-1858
Ortsarchiv Verrenberg: B 75 Kaufbuch Teil 11 1864-1868
Ortsarchiv Verrenberg: B 78 Kaufbuch Teil 14 1881-1890
Ortsarchiv Verrenberg: B 56 Beilagen zum Gemeindegüterbuch Band II: Schäfereiwesen 1801-1858
http://pilot.familysearch.org
Staatsarchiv Ludwigsburg, F 192 III Bü 5142
Staatsarchiv Ludwigsburg, F 192 III Bü 2027
Staatsarchiv Ludwigsburg, F 192 III Bü 2049
Staatsarchiv Ludwigsburg, F 192 III Bü 2027
Bilder von Alfred Stein. Vielen Dank
Bilder von Fritz Hofmann senj. Vielen Dank